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Wieviel Kulturkampf um die Zukunft der Arbeit darf’s denn sein?

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Ein Kulturkampf über die Zukunft der Arbeit durchzieht derzeit die verschiedenen Publikationen: 

  • Ist Arbeit doch “kein Ponyhof” (Nahles)? 
  • Darauf schwört auch der Chef der Bundesverbände der Arbeitgeber, Steffen Kampeter, ein: Leistung müsse sich wieder lohnen. Erst in der Schule, dann am Arbeitsmarkt. Ansonsten schrumpfe unser Wohlstand. Zudem: 

Eine gute Work-Life-Balance sei „auch mit 39 Stunden Arbeit in der Woche“ möglich, meint Arbeitgebervertreter Kampeter. 

  • Die Soziologin Karin Jurczyk ist davon nicht überzeugt. Sie fordert ein Optionszeitenmodell, das der Care-Arbeit mehr Raum für alle bereitstellt. Denn zuviele Menschen erkranken und sind erschöpft im bisherigen Arbeitszeitmodell.

Es führe kein Weg daran vorbei, Erwerbsbiografien neu zu denken.

  • Müssen wir also “weg von der arbeitszentrierten Gesellschaft”, so auch der Philosoph Michael Cholbi, dessen Sichtweise ich hier zentral vorstelle:

Zwar sei der Prozess, dass Menschen von Robotern und künstlicher Intelligenz ersetzt werden, doch deutlich langsamer, als vor einigen Jahren vermutet. Zudem habe die Pandemie aufgezeigt, wie viel Arbeit in der Pflege für eine alternde Bevölkerung erforderlich sei. Jedoch sei langfristig weiterhin davon auszugehen, dass viele Berufe aussterben. Und Menschen sollten jetzt bereits lernen, 

Dinge außerhalb Ihrer Arbeit zu finden, für die sie Leidenschaft entwickeln können.

Denn:

Zufriedenheit auch über andere Wege als den Job zu erlangen, kann man lernen. Die Politik kann das ermöglichen, indem sie den Bürger:innen erstens eine finanzielle Grundsicherung ermöglicht und ihnen zweitens Zeit verschafft, andere Leidenschaften zu entwickeln.

Dieser Prozess könne auch seitens der Bevölkerung entstehen, wie man bereits an den verfestigten Forderungen nach mehr Homeoffice, 4-Tage-Arbeitswoche, New Work usw. sähe.

Das ist eine Art kultureller Pushback gegen die arbeitszentrierte Gesellschaft.

Ja, und damit sind wir mitten im Kulturkampf zwischen den Vertreter:innen der alten Industriegesellschaft (BA-Vorstand, BDA etc.) und der Zivilgesellschaft, die mehr Vielfalt wünscht. Oder wie Cholbi es ausdrückt:

Wir sollten unterschiedliche Beziehungen zur Arbeit ermöglichen, die nebeneinander existieren dürfen. Wer zufrieden ist, indem er oder sie tagtäglich am Strand entlangspaziert und Muscheln sammelt, soll genau die gleiche gesellschaftliche Akzeptanz erfahren wie Workaholics.

Aber die Arbeitsplätze und unser Wohlstand, hört man es bereits aus der alten Welt summen. Wo soll denn all das erwirtschaftete Geld (und die Tantiemen) herkommen? 

Vielleicht einfach, indem wir wirklich fortschrittliche Wertschöpfungsketten entwickeln, die nachhaltig und effizient sind – und allen Bürger:innen einen “Mehrwert” bringen? Klar, dafür braucht es auch Menschen, die Bock darauf haben, die Gesellschaft im Interesse aller mitzugestalten. Nur lamentieren ist dann auch zu wenig …


Artikel am 27. Februar 2023 erschienen auf piqd als Hinweis auf den taz-Artikel Philosoph über Arbeitszeitverkürzung: https://taz.de/Philosoph-ueber-Arbeitszeitverkuerzung/!5916834/„Viele Berufe werden aussterben“


Die Herausforderungen unserer Gesellschaft im KI-Zeitalter

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Generative AI entfacht die Diskussion über die Zukunft der Arbeit neu. Die technologischen Entwicklungszyklen verlaufen exponentiell, wie die Veröffentlichung von GPT-4 gerade offenbarte.

Der in dem hier verlinkten Artikel interviewte MIT-Professor Eric Brynjolfsson erforscht zusammen mit seinem Kollegen Andrew McAfee seit Jahren die Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaften angesichts der technologischen Entwicklungen stehen. Vor allem müssten sich die Menschen und Institutionen schneller anpassen, “upskillen”, wie man heute sagt.

“Die KI wirkt sich auf die Qualität der Arbeit und die Art und Weise aus, wie wir die Arbeit erledigen. Wir müssen uns also damit befassen, inwieweit wir den Menschen in der Schleife halten, anstatt uns darauf zu konzentrieren, die Löhne zu drücken.”

Unternehmen setzen KI zwar für Automatisierungsroutinen ein, um effizienter zu arbeiten, nutzen aber kaum das menschliche Potenzial, um Prozesse neu zu denken und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Hier müsse nachgebessert werden – und zwar subito, so Brynjolfsson.

Die aktuellen technologischen Disruptionen kommen dabei nicht überraschend. Seit Jahren warteten sie in der Pipeline auf ihre Manifestation. Aber die Gesellschaften reagieren zu langsam auf diese sich abzeichnenden Herausforderungen. Weder die Menschen, noch die Bildungseinrichtungen, geschweige denn die Behörden sind ansatzweise vorbereitet, die Chancen zu erkennen und in die Anwendung zu bringen. Und natürlich wird dies den Arbeitsmarkt maßgeblich durchrütteln.

Brynjolfsson räumt ein, dass das Spektrum der betroffenen Rollen “viel breiter ist als bisher angenommen. Es wird Gewinner und Verlierer geben. In vielen Fällen werden sich die Arbeitsplätze verbessern, aber einige werden auch wegfallen. Routinearbeiten werden zunehmend automatisiert werden – und es wird auch eine Blüte fantastischer Kreativität geben. Wenn wir diese Instrumente richtig einsetzen, wird es zu positiven Veränderungen kommen. Wenn wir das nicht tun, könnte sich die Ungleichheit verschärfen, was zu einer weiteren Konzentration von Reichtum und politischer Macht führen würde.”

Auf allen Ebenen sei nun ein „Bewusstseinswandel“ vonnöten, um die Möglichkeiten der KI für eine positive Gestaltung der Gesellschaft nutzbar zu machen: Auf Seiten der Wissenschaftler*innen ebenso, wie bei den politischen Entscheidungsträger*innen bis zu den Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen. Alle sollten jetzt neu denken lernen und sich nicht nur an den potenziellen Gefahren aufhängen. Man könne auch positiv auf die Entwicklungen schauen:

Hat Brynjolfsson noch eine letzte Botschaft an die Wirtschaftsführernden, bevor er zu seinem nächsten Vortrag aufbricht? “Wir müssen aufholen und die Kontrolle über diese Technologien behalten”, sagt er. “Wenn wir das tun, werden die nächsten 10 Jahre das beste Jahrzehnt sein, das wir je auf diesem Planeten hatten.”

Nun denn. Also dranbleiben und konsequent weiterlernen! Und zwar nicht nur mit Blick auf die Anwendung bestehender Technologien, sondern vor allem auch, wie wir diese Entwicklungen aktiv (!) mitgestalten können. Dazu braucht es weitere Fähigkeiten, die aber niemand in der Schublade vorrätig hat, um sie “vermitteln” zu können. Wir müssen sie also gemeinsam entwickeln. Jetzt!


Artikel am 22. März 2023 erschienen auf piqd als Hinweis auf den Raconteur-Artikel Stanford researcher on the AI skills gap and the dangers of exponential innovation

WOMEN IN TECH MOOC startet am Dienstag

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Nächsten Dienstag starten wir mit unserem WOMEN IN TECH MOOC.

Die kostenfreie Anmeldung ist jetzt geöffnet.

Der Hashtag lautet: #witmooc23

WARUM MACHEN WIR DAS?

Europa wird immer älter. Viele Babyboomer gehen bald in den Ruhestand – und es stehen viele Veränderungen an. Wer wird in der Übergangszeit die ganze Arbeit machen?

Frauen, so hört man, sind plötzlich ein Hoffnungsschimmer auf dem Arbeitsmarkt. Gleichzeitig hat man sie all die Jahre vernachlässigt. Ab dem Alter von 45 Jahren waren sie kaum noch in der engeren Auswahl. Viele haben resigniert. Das sollte sich jetzt ändern, denn es gibt viele Möglichkeiten in der Technologiebranche.

Aber es müssen neue Fähigkeiten entwickelt werden – und der erste Schritt ist, eine Mentalität aufzubauen, die in der digitalen Arbeitswelt eine Chance sieht. Hier wollen wir ansetzen und Frauen ermutigen, sich an der digitalen Transformation zu beteiligen. Konstruktiv, tatkräftig, optimistisch.

WIE WIRD DAS ABLAUFEN?

Unser MOOC wird ab Mai 2023 für mindestens 2 Jahre verfügbar sein. Wir starten vom 2. Mai bis zum 1. Juni 2023 mit einer Live-Performance. Während dieser 5 Wochen werden wir jeden Dienstag und Donnerstag ein aufgezeichnetes Video mit Drumherum veröffentlichen. Insgesamt werden wir 10 interessante Frauen aus der Technologiebranche vorstellen. Da haben wir einen schönen Mix zusammen getragen. An den dazwischen liegenden Mittwochs-Terminen werden wir 1 Live-Gespräch per Videokonferenz führen, an dem Ihr ebenfalls teilnehmen könnt.

BITTE UNTERSTÜTZT UNS!

Das Thema ist super wichtig und wir haben wirklich schöne persönliche Learning Journeys gesammelt. Es macht Mut – auch uns, wie sich die Frauen an ganz unterschiedlichen Positionen und mit sehr diversen Hintergründen auf den Weg gemacht haben. Und etwas auf ihre jeweilige Art bewegen.

WAS IHR TUN KÖNNT?

Nein, wir fahnden nicht nach finanzieller Unterstützung, sondern suchen Netzwerkeffekte – siehe unsere aktuelle Newsletter-Ausgabe 👇🏼 👇🏼 

Wir wünschen ein schönes langes Wochenende!

Der Women in Tech MOOC mit Esther Dyson gestartet

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Interview mit Esther Dyson

Ihr könnt Euch jetzt das Interview mit Esther Dyson, einer Pionierin des Internets, ansehen und hören, wie sie über ihr berufliches Leben spricht, von der Reporterin des amerikanischen Wirtschaftsmagazins Forbes bis hin zum Angel-Investor und mehr. Zwischendurch absolvierte sie sogar eine Ausbildung zur Weltraumteilnehmerin.

Was für eine Frau!

Als Pionierin hat uns Esther Dyson Mitte der 1990er Jahre mit dem Buch “Release 2.0 – A design for living in the Digital Age” die Welt erklärt. Heute ist sie Unternehmerin und vor allem Investorin. Menschen wie Esther Dyson sind genau die Frauen, die wir brauchen, weil sie uns inspirieren, uns helfen, über den Tellerrand hinauszuschauen und den Mut haben, digitales Neuland zu betreten.

Die beste Ausbildung: Fragen stellen

Was Esther Dyson uns im MOOC empfiehlt: Stellt Fragen! Hört Euch dann die Antworten an, aber glaubt nicht alles, was Ihr hört. Seid skeptisch und findet heraus, was wahr ist.

Tipp für Frauen 45+

Als Frau, die älter ist, haben Sie eine Menge Perspektive und Weisheit. Und das ist es, was die Welt jetzt braucht …

Macht mit!

Wenn Euch gefällt, was Ihr hier lest, solltet Ihr Euch unseren kostenfreien MOOC ansehen.

Das Interview mit Esther Dyson direkt schauen

Habt Spaß und wie man die Untertitel auf YouTube sich automatisch übersetzen kann, haben wir hier notiert.

Oder gleich in den MOOC gehen und dort die englische Version mit KI-generiertem Voice-over Euch anhören. (Die Qualität ist zwischenzeitlich erstaunlich gut!)

Wir sehen uns im MOOC 🙂

Die Zukunft der Arbeit und die Qualifikationen

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Beim Durcharbeiten des aktuellen Zukunft der Arbeit Reports des World Economic Forums (WEF) springt mir vor allem ein Aspekt besonders ins Auge:

Zusammenarbeit mit Coursera

In Zusammenarbeit mit Coursera, der größten Online-Kursplattform in westlichen Gefilden, arbeitet das WEF heraus, dass die Lernaktivitäten der (intrinsisch motivierten) Lernenden nicht richtig identisch sind mit den Bedarfen der Unternehmen.

Einzelne Lernende auf Coursera haben sich hauptsächlich auf den Aufbau technischer Fähigkeiten wie Programmierung, Ressourcenmanagement und Betrieb, Netzwerke und Cybersicherheit sowie Design und Benutzererfahrung (siehe Abbildung 4.1).

Supply and demand for skills

Diese Entscheidungen stimmen manchmal mit den von Unternehmen gesuchten Fähigkeiten überein, wie aus den Antworten auf die Umfrage zur Zukunft der Arbeitsplätze hervorgeht – und viele dieser Fähigkeiten sind grundlegend für das Erreichen höherer Kompetenzen in gefragten Bereichen wie KI und Big Data sowie Führung und sozialer Einfluss. Ebenso legen einzelne Lernende den Schwerpunkt auf Lesen, Schreiben und Mathematik, die zwar selten explizit im Fokus von Unternehmen stehen, aber dennoch wichtige Grundfertigkeiten für jede Karriere sind. Dennoch gibt es nach wie vor Diskrepanzen, und Arbeitssuchende können Online-Lernplattformen effektiver nutzen, um Qualifikationslücken zu schließen und den Anforderungen der Arbeitgeber gerecht zu werden, insbesondere da traditionelle Qualifikationen an Bedeutung verlieren (sic!).

In der Vergangenheit haben Personen auf der Coursera-Plattform vorrangig technische oder “harte” Fähigkeiten entwickelt, die mit lukrativen Karrieren in der Programmierung und Datenanalyse verbunden sind. Zunehmend jedoch verändern aufkommende Technologien wie die generative KI die Anforderungen an die Arbeitskräfte, und die Arbeitgeber legen mehr Wert auf “weiche” Fähigkeiten (siehe Abbildung 4.8).

Sectoral priorities for "soft" skills

Diese Fähigkeiten ermöglichen es den Unternehmen, auf Veränderungen zu reagieren, und sind resistent gegen Automatisierung. Erste Anzeichen deuten darauf hin, dass sich die Angebotsseite des Marktes ausgleicht: Sozio-emotionale Fähigkeiten haben ihren Anteil an den Lernstunden von 2017 bis 2023 stetig erhöht, mit Ausnahme eines kurzen Aufschwungs in Richtung technischer Fähigkeiten während der globalen Schließungen im Jahr 2020.

WEF: The Future of Jobs Report 2023

Soft Skills – quo vadis? 

Nun schaut das WEF klassischer Weise immer aus Sicht von Unternehmen und deren Fachkräfte-Bedarfe auf die Entwicklungen, aber tatsächlich treffen sie damit einen Punkt, sofern man eine Anstellung auch in der nächsten Zukunft sucht bzw. sich entsprechend der aktuellen Bedarfe weiter qualifizieren möchte.

Die große Frage ist also, wie man sich die notwendigen Soft Skills drauf schafft bzw. in sich die Motivation findet, sich entsprechend charakterlich weiter zu entwickeln. Schauen wir nämlich auf die Top 10 der im Report deklarierten Skills, die es demnach in den nächsten 5 Jahren braucht:

Skills on the rise

Das liest sich recht schlüssig, jedoch sind aus meiner Perspektive vor allem zwei Faktoren aus den Top 10 Grundvoraussetzungen, um überhaupt ins Tun zu gelangen:

  1. Neugierde und lebenslanges Lernen
  2. Motivation und Selbstwahrnehmung

Sind diese beiden Persönlichkeitsmerkmale nicht ausreichend ausgeprägt, wird der Schritt zu den übrigen Skills kaum zu bewältigen sein.

Der Women in Tech MOOC

Daran arbeiten wir derzeit unter anderem mit unserem Women in Tech MOOC. Wir fächern darin entlang von zehn Frauen ein Kaleidoskop an unterschiedlichen Lebens-/Lernwegen auf, die alle irgendwie im weitesten Sinne im Tech-Sektor gelandet sind. Was auch immer Tech-Sektor heutzutage bedeutet. Dazu halte ich am Mittwoch einen ganz kurzen Lightning Talk, an dem man live teilnehmen kann.

Arbeiten im Tech-Sektor

Je länger ich über den Tech-Sektor nachdenke und die vielfältigen Bedarfe, um die große digital-grüne Transformation aktiv mitzugestalten, desto mehr drängt sich mir auf, dass eigentlich alle Branchen sich zu Tech-Branchen entwickeln. Es wird zukünftig keinen Bereich mehr jenseits von Tech geben. Oder, wie es der Bundesarbeitsminister letzthin formulierte:

Ab 2035 wird es keinen Job mehr geben, der nichts mit KI zu tun hat

Hubertus Heil

Nun könnte dies einigen Sorgen bereiten, dass sie nicht Schritt halten können mit den Entwicklungen. Aber diese scheinen “an sich” unbegründet zu sein. Denn entgegen des lange überheblich geäußerten Verdachts, die Online-Kurse verstärkten den Matthäus-Effekt …

Der Matthäus-Effekt ist eine These der Soziologie über Erfolge. Wo dieser Effekt auftritt, entstehen aktuelle Erfolge mehr durch frühere Erfolge und weniger durch gegenwärtige Leistungen. 

Wikipedia

… übersetzt auf “die Bildung”: Je höher die bereits vorhandene Qualifikation, desto erfolgreicher können sich Menschen in der Online-Lernwelt bewegen. Dieses Mantra, das jahrelang als Common Sense in der Bildungsszene galt, wird von den Zahlen von Coursera nicht bestätigt. Auch Menschen ohne höheren formalen Bildungsabschluss können sich mit einem vergleichbaren Zeitinvestment auf der Plattform weiterbilden.

Formal education does not affect the time taken to acquire online skill credentials

Insofern können hier alle Mut schöpfen. Die Plattformen unterstützen offenbar alle Interessierten recht gut. Und mit den KI-Chatbots wird dies immer besser gelingen. Man muss halt “nur” motiviert genug sein, sich auf den Weg zu machen. In welche Richtung auch immer. Dringende Bedarfe haben wir in den nächsten Jahren genug.

Expected impact of macrotrends on jobs, 2023-2027

AnjaTime #057: MINT – STEM – Tech: Was ist der Unterschied?

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Viele sprechen derzeit über MINT oder STEM oder Tech – und meinen damit irgendwas mit Daten oder Digitalwirtschaft. Die Begriffe verschwimmen, auch die dahinter liegenden Konzepte – und dies in einer Welt, die sich selbst im Tech-Business radikal verändert.

Aber was ist mit diesen Begriffen wirklich gemeint und wie hängen die 3 zusammen? Dazu möchten wir einen kurzen Überblick geben, im Rahmen unseres 𝗪𝗼𝗺𝗲𝗻 𝗶𝗻 𝗧𝗲𝗰𝗵 𝗠𝗢𝗢𝗖𝘀.

Ziel ist, das Terrain ein wenig zu sortieren und die Zugangshürden unterstützen abzubauen. Wir haben dazu auch was vorbereitet, was alle nutzen können in ihren jeweiligen Kontexten, um diese wesentliche Grundlagen einer breiteren Bevölkerung zugänglich zu machen.

Lasst uns gemeinsam überlegen, wie wir einen niedrigschwelligen Zugang für möglichst viele Menschen gestalten können, die Teil der Zukunft sein möchten und diese mitgestalten wollen! 👉🏼 Kurzer Impuls von Anja im Rahmen des Women in Tech MOOCs.

AnjaTime im Audio

AnjaTime Podcast

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Weitere Infos und das passende Video zu dieser Episode findet man auf YouTube.

Weitere Links

► Wie man in der Tech-Branche voran kommt?

Women in Tech MOOC

LinkedIn-Gruppe zum MOOC

Weitere Beiträge aus unserem Blog

CLC23: Arbeitsmarkt der Zukunft & Women in Tech MOOC

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Letzte Woche hielt ich beim CLC23-Barcamp unter anderem eine Session zum Titelthema: Arbeitsmarkt der Zukunft und der Women in Tech MOOC

Vorab

Angekündigt hatte ich folgendes:

Seit Anfang Mai 2023 diskutieren wir in unserem EU-finanzierten Women in Tech MOOC zusammen mit vielfältigen Frauen, größtenteils älter als 45 Jahre, die Potenziale einer technologiegetriebenen, digitalen Arbeitswelt. Wir sprechen über Lebenswege, Lifestyle-Hacks und komplexe Lebenserfahrungen. Und welche Trampelpfade sich abzeichnen, wie altersfortgeschrittene Frauen in der digitale Arbeitswelt durchstarten können, auch wenn sie bislang eher in der analogen Industriegesellschaft aktiv waren.

Am Arbeitsmarkt gebraucht werden sie bekanntlich alle angesichts des allseits bekannten Fachkräftemangels. Wenngleich sich die Recruitingprozesse mit ihnen aus unterschiedlichen Gründen oft noch schwertun. 

  •  Woran liegt das?

Dies würde ich gerne in diesem Slot mit den Anwesenden diskutieren, wie wir gemeinsam mehr gesellschaftlichen Druck ausüben können, damit diese große Zielgruppe der Frauen über 45 Jahre geeignete Anknüpfungspunkte für sich findet. 

Währenddessen

Zum Start gab ich einen kleinen Impuls, den man in unserem an den MOOC angedockten Tech-Kurs (nach kostenfreier Anmeldung) sich anhören kann. Zentraler Höhepunkt, auf den mein kleiner Spannungsbogen zulief, war diese Grafik, die aufzeigt, wie gering der Frauenanteil in Wissenschafts- und Ingenieurberufen vor allem in Westdeutschland ausfällt – im Vergleich zu anderen europäischen Regionen.

Warum ist dem so? Warum ist Deutschland so strukturkonservativ, vor allem in den prosperierenden westdeutschen Bundesländern? Was denkt Ihr?

Anschließend

Im Anschluss an die Barcampsession durfte ich im Gespräch mit Sebastian Haffner von SAP eine kurze Sessionreflexion via Podcast aufzeichnen. Dies ist ein Zusammenschnitt aller Reflexionen aus Hamburg. Ihr findet meinen Part ab 1:07:00 bis 1:20:00.

Ein 1. Zwischenstand zum Women in Tech MOOC

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Stand der Dinge

Bislang haben wir in unserem Women in Tech MOOC acht sehr unterschiedliche Frauen vorgestellt mit ihren persönlichen Lernreisen. Sie erzählten uns in den Interviews, wie sie sich ins Tech-Business bewegt haben – obwohl die meisten kein MINT-Fach studiert hatten. Das Kaleidoskop an unterschiedlichen Zugängen, Zufällen oder auch zielstrebigen Aktionen ist erstaunlich. Daraus können viele Mut schöpfen für sich und andere. Nicht aufzugeben, sondern weiterzumachen, den nächsten Dreh zu finden, sich immer weiterzuentwickeln, weil die Zeiten herausfordernd wie faszinierend zugleich sind. 

Denn es braucht jede Menge engagierte Menschen, die etwas bewegen wollen. Und die Chancen sind vorhanden. Nur, wie gelangt man dorthin, wenn man dies bislang eher nicht als seinen beruflichen Fokus gesehen hat? Auch dazu haben wir alle Frauen befragt und jede für sich gab unterschiedliche Vorschläge. Wir haben ChatGPT mit diesen Interviews gefüttert und gefragt, was dieses Spektrum an unterschiedlichen Perspektiven eint im Hinblick auf ihre Empfehlungen. Hier seine Zusammenfassung (und Achtung, es klingt ein wenig wie aus einem Motivationsbuch …).

Thanx to ChatGPT

Auf der Grundlage der Interviews lassen sich die Empfehlungen für Frauen, die in die Tech-Branche einsteigen wollen, wie folgt zusammenfassen:

  1. Das Lernen umarmen: Kontinuierliches Lernen und das Verfolgen der neuesten technologischen Trends und Entwicklungen sind von entscheidender Bedeutung. Frauen sollten Zeit in die Lektüre, die Teilnahme an Webinaren, Seminaren und Podcasts sowie in den Erwerb von Wissen durch Online-Ressourcen investieren.
  2. Selbstzweifel überwinden: Frauen sollten Selbstzweifel überwinden und sich nicht scheuen, Chancen in der Technologiebranche wahrzunehmen. Sie sollten Vertrauen in ihre Fähigkeiten haben und bereit sein, Risiken einzugehen.
  3. Proaktiv sein: Es ist wichtig, die Initiative zu ergreifen und proaktiv nach Möglichkeiten zu suchen. Frauen wird empfohlen, selbstbewusst aufzutreten, nach ihren Wünschen zu fragen und ihre Karriereziele aktiv zu verfolgen.
  4. Vernetzen Sie sich und arbeiten Sie zusammen: Der Aufbau eines starken beruflichen Netzwerks und die Zusammenarbeit mit anderen in der Branche sind von Vorteil. Die Vernetzung kann den Zugang zu Mentor(Inn)en, Vorbildern und Aufstiegsmöglichkeiten eröffnen.
  5. Nehmen Sie Herausforderungen an: Frauen sollten bereit sein, Herausforderungen anzunehmen und sie als Chance für Wachstum und Lernen zu sehen. Sie sollten offen dafür sein, neue Dinge auszuprobieren, verschiedene Projekte zu übernehmen und aus ihrer Komfortzone herauszutreten.
  6. Setzen Sie sich für sich selbst ein: Es ist wichtig, dass Frauen für sich selbst und ihre Fähigkeiten eintreten. Sie sollten ihre Leistungen herausstellen, ihren Wert kommunizieren und selbstbewusst für eine faire Vergütung und Karriereförderung verhandeln.
  7. Betonen Sie den Wert der Vielfalt: In den Interviews wird die Bedeutung der Vielfalt in der Tech-Branche hervorgehoben. Frauen bringen einzigartige Perspektiven und Beiträge in die Branche ein, und ihre Beteiligung ist entscheidend für die Förderung von Innovationen und die Schaffung eines integrativen Arbeitsumfelds.

Insgesamt ermutigen die Empfehlungen Frauen, proaktiv, selbstbewusst und beharrlich ihre Interessen und Karrieren in der Technologiebranche zu verfolgen. Sie betonen die Bedeutung von kontinuierlichem Lernen, Networking und Selbstbehauptung bei gleichzeitiger Annahme von Herausforderungen und Wachstumschancen.

Gut, wenn man dies so liest, denkt man, das kennt man doch alles schon. Aber wenn man den Gesprächen gezielt lauscht und den persönlichen Entwicklungen nachspürt, dann werden doch sehr viel feinere Saiten in einem aktiviert. Und man bekommt Lust, selbst noch mehr mitzugestalten. Zumindest uns geht das so.

YouTube-Playlist unter Creative Commons

Wer kein Interesse hat, in den “Kurs” zu gehen mit vielen weiteren Infos und Add-ons, dem seien zumindest die Interviews ans Herz gelegt. Sie stehen unter einer Creative Commons-Lizenz auf YouTube bereit.

Die von uns gewählte Lizenz bedeutet, dass Ihr diese frei nutzen könnt in Euren Kontexten, sofern Ihr uns nennt (CC BY SA 4.0 FROLLEINFLOW) und ggf. darauf aufsetzende Folgeprojekte ebenfalls unter CC BY lizenziert. Hier könnt Ihr bei Interesse mehr dazu erfahren.

Nun also viel Spaß mit der bisherigen Playlist aus unserem Women in Tech MOOC:

The post Ein 1. Zwischenstand zum Women in Tech MOOC first appeared on FROLLEINFLOW.


Überwinden wir das Imposter-Syndrom

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Etwas Motivation gefällig?

Uns wurde ein inspirierender Talk auf Instragram empfohlen, gehalten von Reshma Saujani, CEO/founder of @MomsFirstUS & founder of @GirlsWhoCode, für die Abschlussklasse des Smith College. Ich denke weiterhin darüber nach …

Moment, was war noch einmal das “Imposter-Syndrom”?

Schlagen wir nach bei Wikipedia:
Das Hochstapler-Syndrom, teilweise auch Impostor-SyndromImpostor-PhänomenMogelpackungs-SyndromScharlatan-SyndromSchaumschläger-Syndrom oder Betrüger-Phänomen genannt, ist ein psychologisches Phänomen, bei dem Betroffene von massiven Selbstzweifeln hinsichtlich eigener Fähigkeiten, Leistungen und Erfolge geplagt werden und unfähig sind, ihre persönlichen Erfolge zu internalisieren.

Trotz offensichtlicher Beweise für ihre Fähigkeiten sind Betroffene davon überzeugt, dass sie sich ihren Erfolg erschlichen und diesen nicht verdient haben, zum Beispiel aufgrund des Matthäus-Effekts. Von Mitmenschen als Erfolge angesehene Leistungen werden von Betroffenen dieses Syndroms mit Glück, Zufall oder mit der Überschätzung der eigenen Fähigkeiten durch Andere erklärt. Bei manchen dieser Menschen sind diese Selbstzweifel derart ausgeprägt, dass sie sich selbst für Hochstapler halten und in der ständigen Angst leben, andere könnten ihren vermeintlichen Mangel an Befähigung bemerken und sie als Betrüger entlarven. (…)

Psychologische Studien aus den 1980er Jahren schätzen, dass zwei von fünf erfolgreichen Menschen sich selbst als Hochstapler einstufen. Nach anderen Studien fühlen sich 70 Prozent aller Menschen unter bestimmten Umständen oder Zeiten als Hochstapler.

Das Hochstapler-Syndrom wurde ursprünglich als ein Phänomen unter erfolgreichen Frauen angesehen. Eine Reihe von Studien belegt jedoch, dass Männer und Frauen in etwa gleicher Zahl betroffen sind.

Hier der Vortragsausschnitt im englischen Original, unten mit Text-Transkript.

Transkript

Man fragt mich die ganze Zeit, Reshma, wie überwinde ich das Hochstaplersyndrom? Die Klasse von 2023? Ich bin fertig mit der Beantwortung dieser Frage, und ihr könnt mich beim Wort nehmen. Denn das Hochstapler-Syndrom ist nicht mein Problem, das es zu lösen gilt, und es ist auch nicht Ihres. Deshalb möchte ich heute noch eine letzte Geschichtsstunde einschieben, bevor wir diesen Ort verlassen, wenn Sie mir das nachsehen. Gehen wir zurück in die 1890er Jahre. 

Wenige Jahrzehnte nach der Gründung von Smith hatten Ärzte eine noch nie dagewesene medizinische Krankheit entdeckt  eine Krankheit, die die gesamte weibliche Bevölkerung zu vernichten drohte. Dieses Leiden wurde Fahrradgesicht genannt. Das ursprüngliche Fahrrad hatte nämlich ein riesiges Rad vorne und ein winzig kleines Rad hinten. Stellen Sie sich einen Hula-Hoop-Reifen auf einem Essteller vor. Nicht einfach zu fahren. Aber dann kam dieses revolutionäre Konzept mit zwei gleich großen Rädern. Stellen Sie sich vor. Die Kraft der Gleichheit, Baby. Und das Ergebnis: Der Radsport kommt in Schwung. Und in Europa und Nordamerika, und es ist ein Erfolg für Frauen. Aber mit dem Aufschwung der Frauen auf dem Fahrrad kommt auch der Aufschwung des Fahrradgesichts. Hier sind die Symptome dieses schrecklichen Zustandes. Das sind übrigens direkte Zitate: gerötete Wangen, ein harter, zusammengebissener Kiefer, hervorquellende Augen, ein Ausdruck, der entweder ängstlich, gereizt oder bestenfalls steinern ist. Ja, das ist richtig. Lange bevor es das ruhende Zickengesicht gab, gab es das ruhende Fahrradgesicht. Nun, die Sache ist die. 

Es waren nicht nur Frauen, die Fahrrad fuhren. Tatsächlich war die Mehrheit derer, die das Hobby für sich entdeckt hatten Hobby aufgenommen hatten, waren Männer. Aber das Fahrradgesicht, das war eine reine Frauenkrankheit. Und warum? Weil das Fahrradgesicht nur erfunden wurde, um Frauen von ihren Rädern abzuschrecken. Hier ist, was damals wirklich los war damals. Das Fahrrad wurde zu einem Symbol für eine wachsende feministische Bewegung. Plötzlich konnten Frauen weiter und schneller fahren, und sie mussten nicht mehr darauf warten, dass ein Herr mit seinem Pferd auftauchte und sie mitnimmt. Die Suffragistinnen konnten sich nun von Stadt zu Stadt treffen, und sie nahmen ihre Schilder mit und befestigten sie vorne an ihrem Lenker. Wegen des Fahrrads begannen die Frauen sogar, andere Kleidung zu wollen als die viktorianischen Reifröcke. So wünschten sich die Frauen in der letzten Saison luftige Unterhosen, die sich besser zum Radfahren eigneten. 

Wie eine Zeitschrift 1896 schrieb, war das Fahrrad für die Männer nur ein neues Spielzeug. Aber für die Frauen war es die Geschwindigkeit, mit der sie in die neue Welt fuhren. Natürlich dauerte es nicht lange, bis auch die Männer begannen, im Fahrrad mehr als nur ein neues Spielzeug zu sehen. Für sie waren Fahrräder und das Verhalten, das sie den Frauen ermöglichten, aufrüttelnd, gefährlich und bedrohlich für den Status quo. Mehr als ein Jahrhundert später können wir das Gesicht des Fahrrads als das sehen, was es ist oder was es war. Es handelt sich nicht um einen medizinischen Fehler, sondern um ein bewusstes Mittel, eine Strategie, die von mächtigen Männern angewandt wurde, um Frauen in ihre Schranken zu weisen und uns vom Radfahren abzuhalten. 

Abgesehen von dem lächerlichen Namen glaube ich, dass es hier um etwas Tiefergehendes geht. Ich glaube, dass wir vom Fahrradgesicht viel über das Hochstaplersyndrom lernen können. Beides sind Strategien, die benutzt werden, um Frauen zurückzuhalten, und es liegt an uns, den Köder nicht zu schlucken. So wie unsere Kultur über das Hochstaplersyndrom spricht, könnte man es auch mit einem medizinischen Zustand verwechseln, aber das ist es nicht. Leslie Jaminson schrieb vor einigen Monaten in The New Yorker über die Ursprünge des Begriffs, und sie erzählte, dass die beiden Forscher, die zuerst über das Hochstapler-Syndrom sprachen, es überhaupt nicht als Syndrom bezeichneten. Sie bezeichneten es vielmehr als Hochstapler-Phänomen, und es bezog sich auf weiße Frauen mit hohen Leistungen. Es war nie dazu gedacht, pathologisiert zu werden. 

Dennoch war das Hochstapler-Syndrom, wie das Fahrradgesicht zuvor, in Frauenfeindlichkeit verwurzelt. Es ist kein Zufall, dass das Konzept zum ersten Mal auftauchte, als Titel IX zum Gesetz wurde und Frauen anfingen, aufs College zu gehen, oder dass es gerade dann aufkam, als Roe v. Wade entschieden wurde. Und nun, da Frauen die Kontrolle über ihren Körper hatten, begannen sie in Scharen ins Berufsleben einzutreten. Genau wie die Fahrradphase davor, war das Hochstaplersyndrom eine Reaktion auf den Fortschritt der Frauen. Aber dieses Mal war die Gegenreaktion noch heimtückischer. Deshalb möchte ich Ihnen heute nicht erzählen, wie man das Hochstaplersyndrom überwinden kann, sondern das ganze Konzept in Frage stellen. 

Dazu möchte ich einige Lügen aufdecken, die uns über das Hochstaplersyndrom erzählt werden, angefangen mit der großen Lüge, dass vielleicht etwas mit Ihnen nicht stimmt, dass das Hochstaplersyndrom auf einem tatsächlichen Mangel beruht. Stellen Sie sich vor, Sie fahren mit dem Fahrrad einen Berg hinauf, und während Sie in die Pedale treten, fixieren Sie Ihr Ziel und pressen den Kiefer zusammen. Das bedeutet nicht, dass Sie ein Fahrradgesicht haben. Es bedeutet, dass Sie Fahrrad fahren. Das Impostor-Syndrom basiert auf der Prämisse, dass wir das Problem sind. Wenn wir uns unterqualifiziert fühlen, liegt das daran, dass wir es sind. Wenn wir uns Sorgen machen, dass wir nicht das Zeug dazu haben, dann liegt das daran, dass wir es nicht haben. Aber meiner Erfahrung nach ist dieses Unbehagen, diese Angst, eine ganz natürliche menschliche Reaktion. Wissen Sie, als ich zum ersten Mal in dieser schicken Anwaltskanzlei auftauchte, hatte ich nicht nur einen, sondern gleich zwei Hochschulabschlüsse der Ivy League, und trotzdem hatte ich das Gefühl, dass alle eine andere Sprache sprachen. Und das lag daran, dass sie es taten. So viele Leute dort hatten unverdiente Privilegien, die ich nicht hatte – große Anwaltskanzleien wurden von vier Leuten aufgebaut, die nicht so aussahen wie ich. Es ist also normal, dass man das Gefühl hat, nicht dazuzugehören, wenn man nicht dazugehört. So sehr ich Taylor Swift auch liebe, es geht um mich. Hi. 

Ich bin nicht das Problem. Es liegt nicht an mir, und es ist nicht meine Aufgabe, das Problem zu lösen. Das ist unsere zweite Lüge. Das ist dein Job, dich selbst zu reparieren. Wenn dein Gesicht am Ende einer Fahrradtour rot ist, würde ich dir nicht sagen, dass du dir die Nase pudern sollst. Aber das ist so ziemlich das, was wir tun, wenn es um das Impostersyndrom geht. Das ist die Botschaft, die wir an Sie alle senden, dass es Ihre Aufgabe ist, es verschwinden zu lassen oder es zumindest zu vertuschen. 

Ich bin sicher, Sie kennen alle Tipps und Tricks. Besorgen Sie sich einen Mentor. Lernen Sie, wie Sie Nein sagen können, und stellen Sie sich an die Spitze. Es gibt unzählige Bücher und Artikel, und ja, ich zähle mein eigenes auf dieser Liste. Seit Jahren erzähle auch ich Frauen, wie sie das Impostersyndrom überwinden können. 

Und sehen Sie, nichts davon ist per se ein schlechter Rat. Ich glaube wirklich, dass wir uns weniger darauf konzentrieren sollten, perfekt zu sein und mehr darauf, mutig zu sein. Aber all diese “Sollte”-Ratschläge sind letztlich nur eine weitere Last, die wir den Frauen aufbürden und die das Problem nicht löst. Ein gutes Beispiel dafür ist das geschlechtsspezifische Lohngefälle. Wissen Sie, in den Vereinigten hat sich das geschlechtsspezifische Lohngefälle seit zwei Jahrzehnten nicht verändert. Zwei Jahrzehnte. Und doch sagen wir den Frauen immer wieder, dass ihr alle, einer nach dem anderen, euren Wert erkennen, eure Verhandlungen abschließen und mehr verlangen solltet.

Dabei sollten wir den Unternehmen doch nur sagen, dass sie Frauen fair bezahlen sollen, oder?  

Sorgen Sie für Gehaltstransparenz, bieten Sie bezahlten Urlaub zur Kinderbetreuung an – beides hat sich bewährt, um das Lohngefälle zu verringern. Unternehmen, nicht einzelne Frauen, haben es in der Hand, Ungleichheiten über Nacht zu beseitigen. Ähnlich, wenn es um das Imposter-Syndrom geht, ist die unausgesprochene Annahme, dass man, wenn man nicht für sich selbst eintritt und sich wie ein Hochstapler fühlt, ist man selbst schuld. Das ist außerordentlich unfair, und es ist nicht hilfreich. Wenn es uns wirklich darum geht, die Kluft zwischen den Geschlechtern zu schließen, ist das Problem, die Lösung, einfach größer als jeder einzelne von uns. Und das bringt mich zu meiner dritten und letzten Lüge, nämlich dass das Impostor Syndrom unvermeidlich ist. Wenn wir uns also nicht selbst in Ordnung bringen, was tun wir dann? Wir wenden uns an die Quelle. Der Begriff des Fahrradgesichts wurde von Dr. Sarah Hackett Stevenson entlarvt. Sie war die erste Frau in der American Medical Association. Sie sagte den Frauen nicht, dass sie ihr Fahrradgesicht korrigieren sollten, und sie sagte ihnen schon gar nicht, dass sie aufhören sollten zu strampeln. Sie stellte die gesamte Prämisse in Frage. Wenn so viele 82% der Frauen berichten, dass sie unter dem Imposter-Syndrom leiden, ist es schwer zu glauben, dass es sich dabei nur um Einzelpersonen handelt. Das Hochstapler-Syndrom ist das Ergebnis von struktureller Ungleichheit, nicht individueller Unzulänglichkeit. Hören Sie, ich habe einigen mächtigen Männern gegenüber gesessen. CEOs, Präsidenten, Senatoren und so weiter. Und diese Erfahrung war wirklich ein Geschenk. Nicht weil sie schlauer sind als ich, sondern weil sie es nicht sind.  

Ich habe Ihnen von den Hunderttausenden von Mädchen erzählt, denen ich das Programmieren beigebracht habe. Jede von ihnen könnte diese Jungs in den Schatten stellen. Aber ich habe 30 Jahre gebraucht, um diese Lektion zu lernen. Und deshalb teile ich sie heute mit Ihnen. Denn genau hier und jetzt möchte ich, dass ihr das wisst. Es ging nie darum, ob wir qualifiziert genug, klug genug, vorbereitet genug sind. Wenn Sie heute hier sind, dann deshalb, weil Sie es sind. Stattdessen ging es immer um die politischen, finanziellen und kulturellen Barrieren, die uns von vornherein von diesen Räumen fernhalten sollen. Es sind Führungspersönlichkeiten, die sich umschauen und den Frauen sagen, dass das größte Problem, vor dem ihr steht, nicht die Kinderbetreuung oder bezahlter Urlaub oder Frauenfeindlichkeit ist. Das größte Problem seid ihr selbst. 

Damit will ich sagen, dass das Imposter-Syndrom eine Ablenkung ist, es ist eine Strategie. Es ist ein Weg, unsere Konzentration auf unsere eigenen angeblichen Unzulänglichkeiten zu lenken. So richten wir unsere Aufmerksamkeit nicht auf den Sexismus, den Rassismus, den Klassismus, die Homophobie, die Transphobie die von vornherein in das System eingebettet sind.

Das bedeutet, dass wir uns darauf konzentrieren müssen, weniger uns selbst zu reparieren, sondern mehr die einer kaputten Welt. Ich weiß, dass diese Arbeit für viele von Ihnen nicht neu ist. Marginalisierte Menschen, Frauen von Farbigen. Wir führen den Kampf gegen systematische Ungerechtigkeit schon seit Generationen. Und Ihre Generation hat ihr ganzes Leben lang gegen den Status quo gekämpft. Hier ist also die Aufgabe, die vor euch liegt. Klasse von 2023, Ihr solltet wissen, dass Ihr mehr als gut genug seid, so dass Ihr Eure kostbare, begrenzte Zeit den Dingen widmen könnt, die es nicht sind. Meine große Hoffnung ist, dass Sie sich dieser Aufgabe stellen, diese Arbeit. Dass Sie eine bessere Welt aufbauen wollen als die, die Sie geerbt haben. Und ich bin absolut sicher, dass Sie dieser Aufgabe gewachsen sind, denn Ihre Smith-Ausbildung hat Sie auf diesen Moment vorbereitet.
Dies ist ein besonderer Ort. In den letzten vier Jahren wart ihr Teil einer Gemeinschaft, in der kein Teamkapitän, kein Clubpräsident, keine Abschiedsrednerin jemals wegen ihres Geschlechts zurückgehalten wurde. Und ich weiß, es ist bittersüß, das hinter sich zu lassen.

Aber bedenken Sie dies. Sie haben einen winzigen Einblick in das bekommen, was die Welt sein könnte, was sie sein sollte. Jetzt bringen Sie diese Kühnheit, dieses Handeln, diese Authentizität in die Welt jenseits von Northampton. Denn ihr sind in einzigartiger Weise qualifiziert, diese Welt Wirklichkeit werden zu lassen. Das Impostor-Syndrom ist das Fahrrad-Gesicht der Neuzeit.
Ich hoffe, dass die Smithy’s der Zukunft eines Tages beide als gleichermaßen lächerlich ansehen werden. Nur zwei weitere gescheiterte Versuche, uns zurückzuhalten. Um dorthin zu gelangen, bedarf es allerdings der Arbeit eines ganzen Lebens. Aber ich glaube, dass es eine Sache gibt, die Sie heute an diesem ersten Tag des neuen Kapitels Ihres Lebens tun können und jeden Tag, der vor Ihnen liegt. Fahren Sie einfach Fahrrad.

Und was ich damit meine: Verfolgen Sie das, was Sie verfolgen wollen. Als ob das Imposter-Syndrom nur zwei erfundene Worte auf einer Seite sind. Denn das sind sie. Machen Sie Ihre Arbeit. Bringen Sie Ihre Argumente vor. Führen Sie Ihre Bewegung an. Denn es ist alles in Ordnung mit dir. Es ist nicht Ihre Aufgabe, sich selbst zu reparieren, aber es ist Ihre Aufgabe, das System zu reparieren. Und nach allem, was ich über diesen Kurs gehört habe, werden Sie das verdammt gut machen.

Denn Sie haben das Zeug zum Anführer. Und Sie haben eine ganze Gemeinschaft. Denn wenn du fällst, sind sie genau hier, um dich aufzufangen. Also treten Sie in die Pedale. Spüre die Sonne in deinem Gesicht. Spüre den Wind in deinem Haar. Spüre die Freude. Spüre die Freiheit. Spüren Sie die Liebe. Herzlichen Glückwunsch!

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Die Tech-Kompetenz von Frauen freisetzen

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Barcamp-Session beim FCZB 2023 von FROLLEINFLOW

Worum es geht

Investition in Ausbildung und Nutzung der Chancen technologischer Veränderungen

Ganz gleich, ob Sie am Anfang Ihrer Karriere stehen, mittendrin sind oder sich dem Ende nähern: Eine Investition in die Ausbildung ist nicht nur die richtige Entscheidung! Das ist die kluge Entscheidung! Denn unsere Welt verändert sich durch Technologie und den sauberen Übergang und dadurch entstehen auch neue Arbeitsplätze und andere Arbeitsweisen, die es gestern noch nicht gab.

Ursula von der Leyen

Fachkräftemangel und technologischen Herausforderungen lösen

Deutschland und Europa sind von einem Fachkräftemangel und einem Missverhältnis zwischen Qualifikationsangebot und -nachfrage auf den Arbeitsmärkten konfrontiert. In Politik und Wirtschaft herrscht die Erkenntnis, dass Klimaziele, Energiewende, Gesundheitsziele oder Wertschöpfung für künftiges Wirtschaftswachstum nicht erreicht werden können, ohne die entsprechenden Kompetenzen. 

Frauen stärken und Unternehmen voranbringen

In dieser aktuellen Lage könnten Unternehmen insbesondere Frauen fördern, um trotz der Krisensituation strategische und operative Ziele zu erreichen. Der Women in Tech-MOOC kann als ein Angebot für Unternehmen genutzt werden, die Kompetenzen bei ihren Mitarbeiterinnen freisetzen wollen, um technologiegetriebene Herausforderungen besser zu meistern. Adressiert werden mit dem MOOC ebenso KMU, die mit betrieblicher Weiterbildung für Frauen starten wollen.

European Year of Skills

Zeit für Kompetenzaufbau

Am 9. Mai 2023 ist das Europäische Jahr der Kompetenzen gestartet, um mit vielfältigen Aktivitäten EU-Bürgerinnen und EU-Bürgern Perspektiven für hochwertige Jobs aufzuzeigen. Den Menschen bei dem Aufbau digitaler Kompetenz zu helfen, damit sie Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich bewältigen, uneingeschränkt an Gesellschaft und Demokratie teilhaben können. Arbeitskräfte mit den nachgefragten Kompetenzen tragen außerdem zu einem nachhaltigen Wachstum bei, führen zu mehr Innovation und verbessern die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.

Defizite und Ziele bei digitaler Kompetenz und Weiterbildung

Derzeit berichten jedoch mehr als drei Viertel der Unternehmen in der EU über Schwierigkeiten bei der Suche nach qualifizierten Arbeitskräften, und die jüngsten Eurostat-Zahlen deuten darauf hin, dass sich nur 37 % der Erwachsenen regelmäßig weiterbilden. Vier von zehn Erwachsenen und jede dritte Arbeitskraft in Europa verfügt noch nicht einmal über die grundlegenden digitalen Kompetenzen.

Im Digitalen Kompass 2030 ist das EU-Ziel festgelegt, dass bis zum Jahr 2030 mindestens 80 % aller Erwachsenen über grundlegende digitale Kompetenzen verfügen und in der EU 20 Millionen IKT-Fachkräfte beschäftigt sein sollten und gleichzeitig mehr Frauen zu einer solchen Tätigkeit motiviert werden sollen.

Der Women in Tech-MOOC

Ein Angebot für Unternehmen, die Frauen fördern wollen im European Year of Skills

Frauen in die Lage zu versetzen, nachgefragte Kompetenz auszubauen, um in eine berufliche Rolle hineinzuwachsen, die den Umgang mit technologischen Prozessen und Aufgaben erfordert, ist Zweck des online-basierten Women in Tech-MOOC, entwickelt von den Erwachsenenbildnern FROLLEINFLOW aus Berlin und AKMI International aus Griechenland.

Tech-Kompetenz ist heutzutage längst nicht mehr Kür, sondern eine essenzielle Notwendigkeit, um im beruflichen Alltag zu bestehen. Weil Tech bereits alle Branchen und die allermeisten Tätigkeiten durchdrungen hat, wie die Ergebnisse einer Untersuchung in dem Women in Tech-MOOC aufzeigen. Frauen zögern jedoch allzu oft mit Reskilling und Upskilling im technologischen Bereich. Deshalb setzt der Women in Tech-MOOC bei der Inspiration von Frauen an, um ein neues Mindset aufzubauen.

Frauen inspirieren Frauen, ist das Ziel des Women in Tech-MOOC, in dem 
Frauen in Video-Interviews berichten, wie sie ihren beruflichen Weg zur Tech-Expertin gegangen sind. Mit Tipps für die MOOC-Teilnehmerinnen zeigen sie auf, wie man sich als Frau stärker in Richtung Tech weiterentwickeln kann und machen den Frauen Mut, sich auf den Weg zu machen.

Der Women in Tech-MOOC ist mit einer Erasmus+ Förderung der Europäischen Union realisiert worden. Die Inhalte stehen unter eine CC-Lizenz, damit interessierte Organisationen und Unternehmen diese für die Kompetenzentwicklung in ihrem eigenen Betrieb einsetzen können.

Der Women in Tech-MOOC auf dem Barcamp #FrauenProjekteDigital 

FROLLEINFLOW stellt den Women in Tech-MOOC live vor auf dem Barcamp #FrauenProjekteDigital des FCZB. Heute, am 23. Juni 2023, ab 15:30 Uhr.

Komm’ vorbei, um den Women in Tech-MOOC und Möglichkeiten zum Einsatz für eigene betriebliche Zwecke kennenzulernen. 

In der Barcamp-Session Women in Tech-MOOC kannst du: 

  1. über eine Kurzvorstellung mehr zu dem MOOC erfahren,
  2. herausfinden, wie du Zugang zu dem kostenfreien MOOC erhalten kannst,
  3. dich mit gleichgesinnten Frauen und unseren interviewten Expertinnen auf LinkedIn vernetzen,
  4. in einem Brainstorming mit anschließendem Dialog überlegen, ob und wie du und dein Unternehmen den MOOC für die betriebliche Bildung einsetzen könnten. 

Wir freuen uns auf dich! 

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